Eine japanische Lebensphilosophie
Gestern bin ich zum ersten Mal auf das Wort Ikigai gestoßen. Es liegt zart auf der Zunge, mit einer verborgenen Schärfe – als würde es einen geheimen Kern von Kraft in sich tragen. Es erinnert mich an ein Powergetränk oder einen Selbstverteidigungskurs – etwas, das nicht nur belebt, sondern gleichermassen ermächtigt und erfüllt. Vielleicht sind es die kühleren Tage, die in mir den Wunsch wecken, mich intensiver mit Spiritualität auseinanderzusetzen. Vielleicht ist es aber auch das Gefühl, dass die Welt an einem Wendepunkt steht – ein Moment, in dem wir mehr denn je Zugang zu innerer Weisheit und echter Verbundenheit brauchen.
Es sind Zeiten, in denen mir oft die Sprache fehlt. Worte scheinen nicht auszureichen, um das zu beschreiben, was ich fühle, was ich sehe, was tief in mir arbeitet. Es ist, als läge ein unsichtbarer Schleier über uns allen – ein Schutz vielleicht, aber auch eine Barriere, die die Klarheit nimmt. Und doch halten wir lächelnd an der Oberfläche fest, während die Welt brennt. Ein Feuer, das uns früher oder später alle erreichen wird – viele stehen bereits in den Flammen. Ich spreche von Krieg, von Armut, von Rassismus, von Ausgrenzung, von Macht und Gier, von Gewalt – sichtbar und unsichtbar, laut und leise, emotional und physisch.
Ein gutes Leben …
Es ist das, wonach wir alle suchen, und doch bleibt es unerreichbar, solange die Waage im Ungleichgewicht schwingt. Ikigai – es braucht Balance. Ein Geben und Nehmen. Etwas Gutes für mich, etwas Gutes für dich.
Es braucht den Mut, sich der eigenen Intuition zu öffnen, den Zugang zur inneren Weisheit freizulegen. Es braucht Frieden – nicht nur im Inneren, sondern auch dort, wo er sichtbar wird.
Es braucht das tiefe Wissen, dass wir untrennbar miteinander verbunden sind. Solange Freiheit nicht für alle gilt, wird sie niemals vollkommen sein.
Aber was bedeutet Ikigai eigentlich genau? Nun, es besteht aus vier Grundfragen:
Was liebst du?
Worin bist du gut?
Was braucht die Welt?
Wofür kannst du bezahlt werden?
Ich glaube fest daran, dass die Antworten auf unsere tiefsten Fragen bereits in uns schlummern. Vielleicht können wir nicht alle ausschließlich von dem leben, was wir aus tiefstem Herzen lieben. Aber wir können uns zumindest darauf zubewegen – Schritt für Schritt mehr von dem zu tun, was uns Freude bereitet.
Und vielleicht können wir auch mehr tun, um die Welt ein kleines Stück zu heilen. Es gibt immer etwas. Manchmal ist es nur ein offenes Ohr, eine ehrliche Begegnung, ein Moment des Zuhörens.
Was bedeutet es eigentlich, gut in etwas zu sein? Selbst wenn jemand nur darin glänzt, Karotten zu schnippeln – dann ist es Karotten schnippeln.
Ikigai fasziniert mich. Vielleicht, weil es meine Gedanken herausfordert und neue Verbindungen in meinem Kopf schafft. Vielleicht, weil es mich zum Nachdenken bringt, weil es mich innehalten lässt. Und weil alles im Aussen schief wirkt, als wäre die Welt doch eine Scheibe mit einem Rand – alles könnte jederzeit herunterfallen – wünschte ich, wir würden wieder mehr das Runde spüren. Die Verbindung, die Intuition, die Liebe und die Freude.
Ikigai.
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