Das Maskottchen unserer Zeit

Politische Texte sind normalerweise nicht mein Bereich. Ich ordne mein Schreiben einer anderen Kategorie zu. Ich reflektiere gerne über das Leben, meine Kinder, über die Liebe und die Natur. Ich denke über die Menschen in meiner Nähe und die in der Ferne nach. Es gibt wundervolle Kulturen und Traditionen, über die es sich zu schreiben lohnt. Es warten unglaubliche Geschichten darauf, erzählt zu werden. Aber wenn ich über all diese Dinge nachdenke, erkenne ich, dass das Leben, mit all seinen Facetten, die mich faszinieren, unvermeidlich mit Politik verbunden ist. Mein Leben spielt sich auf diesem Planeten ab, und ob ich will oder nicht, ich bin Teil eines Systems, das von einer Minderheit geführt, gesteuert und beeinflusst wird, die sich als die Mächtigsten der Welt bezeichnen können. Ich bin Teil einer Gesellschaft, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat und doch in mancher Hinsicht auf der Stelle tritt.

Angesichts dieser Umstände habe ich keine andere Wahl, als mich der Politik zu stellen. Ich kann sie nicht ignorieren, da mein Leben und das meiner Kinder davon abhängt. Ich bin ein Teil davon – auch wenn ich es vorziehen würde, auf einer Insel mit weißem Sand und türkisblauem Meer zu sein, weit weg von den schrecklichen Nachrichten, die mich täglich über all die vielen Kanälen erreichen.

Ich kann mich der Politik nicht entziehen, und schon gar nicht dem Wahlsieg von Trump. Doch es ist nicht sein Sieg, der mich schockiert. Denn wer auch immer gewonnen hätte, ist nur das Maskottchen unserer Zeit. Ein Symptom der Krankheit, die sich bereits in unserer Welt verbreitet hat.

Viele Ratgeber betonen, dass man ohne Veränderung der Handlungen keine neuen Ergebnisse erwarten kann. Zum Beispiel wird jemand, der täglich Süßigkeiten und Fast Food isst, nicht gesünder oder schlanker werden, ohne seine Ernährung zu ändern. Es erfordert Entschlossenheit, Tränen, Mut, Ausdauer, Disziplin und tägliche Aktionen, um Ziele zu erreichen. Niemand anders wird die Arbeit für einen erledigen.

Das gilt auch für unsere Gesellschaft. Wenn wir den bequemen Weg wählen, Ausbeutung durch unser Konsumverhalten fördern, bei Unannehmlichkeiten wegschauen, uns im Hamsterrad drehen und uns nur nach der Sonne richten, während sie bereits große Teile der Erde verbrennt, wird sich das schädliche System weiterentwickeln und Symptome wie Trump werden zunehmend sichtbar.

Es gibt eine treffende Metapher: Lotusblumen gedeihen im Schlamm. Daher könnte es – wenn nun auch diejenigen, die bisher im Hintergrund standen, überlegen, was schiefgeht – zu einer Veränderung kommen. Vielleicht lassen sich die Strömungen umlenken, kollektives Verhalten neu orientieren. Vielleicht könnte dieser Wahlsieg jene aufwecken, die bisher glaubten, die Probleme der Welt gingen sie nichts an.

Ich möchte weitere Samen in den Schlamm pflanzen, in dem wir uns befinden. Und ich hoffe, dass auch jene, die noch zu privilegiert sind, um die Dringlichkeit zu spüren, sich endlich für ein würdevolles Miteinander auf unserem Planeten einsetzen werden.

Denn letztendlich haben die Privilegierten die Macht, im System den größten Unterschied zu bewirken. Doch sind es oft gerade diese Privilegierten, die am meisten davor zurückschrecken, etwas von ihrem Kuchen abzugeben. Dabei wäre der Kuchen am köstlichsten, wenn jeder ein Stück davon erhalten würde – genug ist schließlich für alle da.

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