Wie geht das Glücklichsein? Und was ist Glück? Kann man in der schwierigsten Zeit seines Lebens Glück empfinden?
Die schwierigste Zeit im Leben ist individuell. Für die einen bedeutet es, unter erschwerten Bedingungen zu leben, während es für andere eine Jobabsage ist. Manche erleben den Verlust eines geliebten Menschen, andere eine schockierende Diagnose. Auch ich habe schon einige Male schwierige Momente durchlebt, in denen ich dachte: ‘Jetzt geht es nicht mehr weiter.’ Wohl niemand erlebt nur gute Zeiten. Doch habe ich damals Glück empfunden? Und empfinde ich es jetzt auch, wenn ich mal wieder durch meinen Instagram-Feed scrolle und die unsagbar schrecklichen Bilder von Kindern in Kriegsgebieten sehe, die ihre Gliedmaßen verloren haben? Oder wenn sich meine finanziellen Ressourcen wieder einmal verdünnt haben? Oder wenn ich mich durch den Alltag kämpfe, schwindelig von schlaflosen Nächten, in denen mir als Mutter die Sorgen das Gehirn vernebeln?
Ja, ich kann selbst in harten Zeiten Glück empfinden. Dazu habe ich eine persönliche Formel, die ich gerne mit dir teilen möchte. Natürlich kann ich nicht versprechen, dass sie auch für dich funktioniert, aber ein Versuch ist es wert.
„Verbinde dich mit der Welt„
Schon als Kind habe ich gelernt, mich mit dem Schicksal anderer Menschen zu befassen – eine Lektion, für die ich dankbar bin. In unserer heutigen Zeit ist Selfcare zu einem Modebegriff geworden, vergleichbar mit dem täglichen Zähneputzen. Ich schätze diese Entwicklung, finde aber, dass Selfcare und Egoismus nicht verwechselt werden sollten. Laut einer Harvard-Studie (Quelle: ‘Was macht glücklich? Harvard-Forscher veröffentlichen neue Studie’ auf FOCUS Online) sind soziale Kontakte entscheidend für unser Glücksempfinden. Ich möchte aber weitergehen und behaupte , dass nicht nur die Kontakte im unmittelbaren Umfeld wertvoll sind, sondern auch jene darüber hinaus.
Das Geben und Nehmen in zwischenmenschlichen Beziehungen trägt zur Sinnhaftigkeit des Lebens bei. Besonders stark empfinde ich dies, wenn ich anderen etwas geben kann, das ihnen fehlt. Zum Beispiel: In Phasen meines Lebens, in denen ich nicht weiss, wie es weitergehen soll, scheint sich die Welt ohne mich weiterzudrehen. Ich brauche die Zeit, mich in mein Schneckenloch zurückzuziehen, keine Frage. Doch dann beginne ich, mich mit dem Leid anderer Menschen zu beschäftigen. In Büchern, Filmen und den Geschichten von Menschen aus Ländern mit geringerer Lebensqualität als hierzulande erfahre ich, wie stark sie sind. Diese Erkenntnis schärft mein Bewusstsein für meine eigene Resilienz.
Als privilegierte Schweizerin versuche ich, meine Position zu nutzen, um auf das Leid anderer aufmerksam zu machen oder etwas zu geben, das jemand anderes nicht hat – sei es ein offenes Ohr oder eine helfende Hand. Dadurch fühle ich mich als Teil des Ganzen und empfinde Glücksgefühle. Ein weiteres Beispiel: Als alleinerziehende Mutter mit begrenzten finanziellen Ressourcen und gesundheitlichen Herausforderungen neige ich dazu, mich mit besser gestellten Menschen zu vergleichen. Doch wenn ich mich mit Gleichgesinnten verbinde, wird das geteilte Leid halbiert. Gemeinsam können wir uns über die kleinen Hindernisse im Leben amüsieren und das Gewicht des Alltags leichter tragen.
Fazit: Suche den Kontakt zu sozial schwächer Gestellten – oft zeigen sie dir deine eigenen Privilegien noch deutlicher auf und verfestigen deine innere Stärke. Wenn du dich über deine eigene Bubble hinaus verbindest, gewinnt dein Leben an Sinnhaftigkeit und Glücksgefühle werden gefördert. Triff mehr Menschen, die ähnliche Probleme haben, und erlebt gemeinsam, wie Schwierigkeiten leichter zu bewältigen sind.
„Lasse Kunst in dein Leben„
Angenommen, du hattest eine wirklich deprimierende Woche. Deine Kinder waren schlecht gelaunt oder haben schlimme Dinge erlebt, die dir Bauchschmerzen bereiten. Kein Wunder, dass du schlaflose Nächte hast und dich irgendwie durch den Alltag kämpfst. Aber es gibt etwas, das tiefe Glücksgefühle auslösen kann: Kunst.
Jetzt denkst du vielleicht, Kunst interessiert dich nicht. Doch ich verrate dir etwas: Kunst ist alles, was erschaffen wird – ein Zusammenspiel von Wissen, Tätigkeit, Vorstellung und Intuition. Für mich beschreibt dieser Begriff das Leben selbst. Sogar um zehn Uhr abends kannst du künstlerisch sein und dir ein paar Schmetterlinge herbeizaubern. Du musst nicht gleich Picasso werden. Ich empfinde es schon als künstlerisch, ein paar Kerzen hübsch nebeneinander zu platzieren und im warmen Licht ihrer Flamme Trost zu finden. Klingt komisch? Mag sein. Aber du glaubst nicht, wie sehr es in mir Glücksgefühle auslöst, wenn ich etwas gestaltet habe – sei es nur einen Blumenstrauß in einer hübschen Vase ästhetisch im Wohnzimmer oder einen Kuchen, den ich vielleicht noch mit leckeren Beeren dekoriere.
Kunst ist auch, wenn du Musik machst oder Musik hörst, die dir schöne Gefühle bereitet. Sie wurde aus dem Herzen erschaffen von jemandem, der dein Herz damit erreichen möchte. Fazit: Kunst entsteht aus der Tiefe, berührt die Seele und das Herz – und trägt definitiv zu mehr Glücksgefühlen bei, selbst in harten Zeiten.
„Kaufe dir eine Pflanze, oder gehe in den Wald„
Nahezu aus jeder Ecke meiner Wohnung leuchtet es grün und saftig. Es fehlen nur noch Tukane und Schmetterlinge, dann könnte meine Wohnung – wenn meine Pflanzensucht so weitergeht – dem Papiliorama bald Konkurrenz machen. Das sieht nicht nur hübsch aus, sondern nährt auch meine Seele, wenn mich zu Hause Monstera, Glücksfeder und Efeutute umarmen. An Tagen, an denen die Sonne nicht scheint, gehe ich durch den Raum und füttere meine grünen Mitbewohner. Hier und da streckt ein hellgrünes Babyblatt sein Köpfchen aus dem Topf – neues Leben wurde geboren. Ich kann nicht leugnen, dass das ein Glücksgefühl hervorruft.
Auf www.botanicly.com findest du mehr Inhalte über Pflanzen und ihre stressreduzierende Wirkung auf Menschen. In einer japanischen Studie wurde festgestellt, dass Student*innen entspannter arbeiten konnten, wenn Pflanzen im Raum vorhanden waren. Und wenn du keinen grünen Daumen hast, ist das kein Problem – der Wald hilft auch. Im Wald begegnest du auf heilsame Weise dem Leben, das mit aller Ruhe dem Zyklus der Natur folgt. Alte Blätter werden abgestoßen, während neue sprießen. Der ewige Kreislauf des Lebens spiegelt sich in diesem friedlichen Raum wider. Du wirst daran erinnert, dass auch dein Leben einem Zyklus folgt, zu dem sowohl Verabschiedung als auch Neugeburt gehören. Der Wald schaltet unseren Geist auf Empfang für das Sanfte in ihm und lässt ihn zur Ruhe kommen.
Fazit: Pflanzen aller Art beruhigen unseren Geist und nähren die Seele. Wenn das Leben hart zu uns ist, können Pflanzen Wegweiser sein, um uns des ewigen Kreislaufs bewusst zu werden. Sie verbinden uns mit der Natur und verleihen uns das Gefühl von Boden unter den Füßen.
„Lies Bücher und schaue gute Filme“
Bücher sind die besten Fluchtmittel, um dem schwierigen Alltag zu entkommen. Guten Filmen messe ich ähnliche Wirkung bei (das Eintauchen in Bücher wirkt, zumindest auf mich, jedoch intensiver). Geschichten entführen uns in fremde Welten und lassen unsere Gedanken zur Ruhe kommen. Sie erzeugen Bilder im Kopf, die dem Unterbewusstsein eine Realität aufzeigen. Wenn diese Bilder angenehm sind und Trost spenden, unterscheidet das Unterbewusstsein nicht zwischen echt und unecht. Die Wirkung auf Körper und Seele ist tatsächlich dieselbe.
In schwierigen Momenten entscheidet meine Intuition darüber, was ich konsumieren möchte. Meistens sind es keine Komödien, sondern berührende Geschichten. Mir hilft es dem Prozess zu folgen, der die Protagonistin oder der Protagonist durchlebt. Ich fühle mich dadurch getragen, gewinne Erkenntnisse für mein Leben und freue mich über kleine Erfolge der Figuren.
Fazit: Bücher und Filme ermöglichen uns, in andere Realitäten zu reisen und dort vielleicht ein Glücksgefühl zu finden. Und wenn es nicht Glück ist, dann zumindest ein bisschen Trost in den harten Tagen.
“Unternimm eine kleine Reise zurück in die Kindheit”
Wenn ich die weniger schönen Zeiten meiner Kindheit ausblende, erinnere ich mich an glückerfüllte Momente. Kürzlich sah ich auf meinem Instagram-Feed eine Zusammenfassung der Besitztümer von Kindern aus den 90er Jahren. Beim Betrachten der alten Diddl-Maus-Sammlung einer unbekannten Person schwelgte ich für einen Augenblick in den Erinnerungen meines neunjährigen Ichs. Ein seltsam vertrautes Glücksgefühl, dessen Existenz mir zuvor nicht bewusst war. Ich habe zwar keine Diddl-Maus-Papierbögen besorgt im Anschluss, aber ich verweile gerne in dieser inneren Faszination der Diddl-Maus-Zeit (warum Diddl? Ist mir ein Rätsel …). Das Einzige, was ich aus dieser Zeit noch mit vollster Überzeugung in mein Leben integriere, sind die Gerichte, Düfte und Orte, die mir damals Wärme und Freude bescherten. Oft waren wir finanziell am Limit, und Haferflocken waren häufig auf dem Speiseplan. Selbst heute sind Haferflocken ein Teil meines kleinen Glücks aus der Kindheit.
Fazit: In deiner Kindheit gab es Zeiten der Unbeschwertheit und des Glücks (hoffe ich von Herzen). Indem du dir hin und wieder einen besonderen Moment aus der Kindheit ins Hier und Jetzt holst, erinnert sich dein limbisches System an diese Phase und verknüpft damit positive Gefühle. Mehr zum limbischen System, insbesondere zum Thema Düfte, findest du unter folgendem Link: https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/der-geruchssinn-und-die-erinnerungen-das-passiert-in-unserem-kopf/ . Diese wohltuenden Routinen aus der Kindheit können auch in weniger harten Zeiten hilfreich sein. Sie schaffen eine innere Haltung, die auf Glück ausgerichtet ist. Wenn schwierige Zeiten kommen, musst du nicht explizit nach Glück suchen – die kleinen Helfer sind bereits zur Stelle und bieten dir einen sicheren Platz zum Anlehnen.
Hast du noch weitere Ideen, oder Anregungen? Schreibe sie gerne in die Kommentare, oder schick mir eine E-Mail.
Ich hoffe, meine persönliche Glücksroutine inspiriert dich, selbst Quellen für leichtere Momente zu entdecken. Weitere „Glücksbringer“ für mich sind:
Ätherische Öle, Symbolische Gegenstände, Meditationskarten, Warmes Bad, Kinderlachen, Farben, Bewegung/Tanz, Umarmungen von Lieblingsmenschen.
Ich wünsche dir, ob die Zeiten hart oder leicht sind, Momente des Glücks!
Deine Coralie Melissa